Forschung

Konferenzbericht

Absturz oder dauerhafte Dynamik? China auf der Suche nach einem innovationsbasierten Wachstumsmodell
FOM Hochschule, Essen, 8. Oktober 2015

Nach der Begrüßung der Teilnehmer des Symposiums durch Prof. Dr. Hans-Joachim Flocke, dem wissenschaftlicher Direktor der German-Sino School of Business & Technology der FOM Hochschule  hielt Prof. Dr. Markus Taube, Inhaber des Lehrstuhls für Ostasienwirtschaft, Schwerpunkt China der Mercator School of Management der Universität Duisburg-Essen und Direktor des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhreinen Impulsvortrag zum Thema des Symposiums Absturz oder dauerhafte Dynamik? China auf der Suche nach einem innovationsbasierten Wachstumsmodell. Prof.Dr.Dr.h.c.mult Franz Peter Lang, Gründungsrektor der FOM Hochschule nahm das Thema auf und hob insbesondere auf die Herausforderungen im Bereich der Innovationen sowie der divergierenden Interessen zwischen Zentral- und Lokalregierungen ab. Fokus der Vorträge und Diskussionen waren die Bereiche des nachholenden Wirtschaftswachstum, der Einkommens- und Wohlstandsgefälle, steigender Lohnkosten und die Anpassungen des chinesischen Wirtschaftsmodells vor dem Hintergrund des deutschen Beispiels.

China zeigte in den vergangenen drei Jahrzehnten seit Beginn der wirtschaftlichen Reformen in der Landwirtschaft Ende der1970'er Jahre und in der Industrie Mitte der 1980'er Jahre Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts von im Durchschnitt 10% p.a. Dieses nachholende Wachstum mit einer Vielzahl von Imitationen statt genuiner Innovationen führte jeweils zu einer Verdoppelung der Wirtschaftsleistung des Landes innerhalb von sieben Jahren. Vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Krisen, der Auswirkungen des demographischen Wandels und anderer Gründe zeigt sich in China nun ein "Neues Normal", d.h. nur noch Wachstumsraten von sieben Prozent pro Jahr. Wie in anderen Ländern der Erde sind auch in China zweistellige Wachstumsraten des BIP nicht über Jahrzehnte realisierbar. Bisher war die chinesische Volkswirtschaft sehr stark Export orientiert, nun soll auch der große Binnenmarkt zum Wirtschaftswachstum beitragen, insbesondere im Zuge der internationalen Finanzkrise.

Ein steigender Gini-Koeffizient als Maß der Verteilung zeigt die wachsenden Einkommensdisparitäten in China an, sowohl innerhalb der Gesamtbevölkerung, als auch zwischen Stadt und Land sowie zwischen den westlichen und östlichen Regionen des Landes. China ist dabei immer weniger die verlängerte Werkbank der Industriestaaten. Insbesondere steigende Lohnstückkosten lassen die chinesischen Unternehmen selbst zunehmend in anderen Ländern produzieren (Bangladesch, Nepal etc.). 

Die vielfältigen Veränderungen zwingen China, sein Wirtschaftsmodell anzupassen. Ein Vorbild dafür ist Deutschland mit dem Stichwort "Industrie 4.0", um eine weltmarktfähige Industrie mit modernen Gütern zu entwickeln. Industrie 4.0 umschreibt die auf einem Zukunftsprojekt des BMBF basierende High-Tech Strategie Deutschlands (vierte Industrielle Revolution nach der industriellen Nutzung der Wasser-- und Dampfkraft, der Massenfertigung mit Hilfe von Fließbändern und elektrischer Energie und dem Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion) mit dem Aufbau „Intelligente Fabriken“ mit hoher Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Integration von Kunden und Geschäftspartnern in die betrieblichen Wertschöpfungsprozesse auf der technologischen Grundlage von cyber-physischen Systemen und dem „Internet der Dinge“.

Fokus der Diskussion waren die Fragen, ob es Chinas Zentralregierung gelingt, diesen struktur- und entwicklungspolitischen Herausforderungen angesichts unterschiedlicher Wirtschaftsinteressen der Regionen zu begegnen und welche Folgen für die europäische Wirtschaft entstehen. So wurde unter anderem festgestellt, dass China mittlerweile versucht, erfolgreiche Silicon Valleys aufzubauen und sich etwa im Rahmen der China 2025 Strategie anschickt, jedoch bisher mit unterschiedlichem Erfolg den Anschluss an die westlichen Industrienationen in verschiedenen Schlüsseltechnologien (E-Mobilität etc.) zu gewinnen. Die Innovationskraft des Mittelstands in Deutschland, etwa im Automobilbau, sei dabei noch immer ein erfolgreiches Beispiel für China.

Andreas Oberheitmann

Ansprechpartner

Lin Liu
Lin Liu
 M.A.
Direktorin der German-Sino School of Business & Technology
+49 201 81004-418
Axel Müller
Prof. Dr.
Axel Müller
Wissenschaftlicher Direktor der German-Sino School of Business & Technology
+49 201 81004 327